Theorie & Praxis: Fragebogen
forum:logopädie Jg. 38 (5) September 2024

Fragen zur Logopädie

Brauchen wir eine gemeinsame Identität in der Logopädie? Und wenn ja: Was ist das Gemeinsame und Wesentliche in der Vielfalt? forum:logopädie stellt seinen Leser*innen Fragen zu ihrer Sicht auf die berufliche Identität in der Logopädie.
Lesezeit: ca. 3 Minuten
Daniela Schippers

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Daniela Schippers ist seit 2017 Logopädin und absolvierte das Bachelorstudium an der Hochschule Osnabrück. Im Zuge dessen beschäftigte sie sich mit ökologischer Nachhaltigkeit in der logopädischen Praxis und wirkt seit 2023 bei der AG ErgoLogoPhysio von Health for Future mit. Sie arbeitet zurzeit in einer Praxis in Hamburg.

1 Halten Sie sich für eine typische Logopädin?

Ja, ich fürchte schon. Fürchten deshalb, weil Diversität im Beruf etwas Tolles ist. Für verschiedene Patient*innen und Störungsbilder bedarf es auch verschiedene Therapeut*innen. Wenn ich mich in meinem logopädischen Umkreis umschaue, entdecke ich jedoch „typische“ Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften. Das ist auch richtig so, schließlich gibt es in unserem Beruf Unabdingbares wie Empathie und ein gewisses Maß an Flexibilität und Kreativität. Trotzdem bringt jede Person eine andere Mischung davon mit, sodass am Ende doch alle unterschiedliche Therapeut*innen sind – mit ein paar typisch logopädischen Merkwürdigkeiten.

2 Haben Sie logopädische Vorbilder?

Im Endeffekt haben alle Personen, mit denen ich im beruflichen Kontext zu tun hatte, einen Einfluss auf mein Therapeutinnen-Ich. Das sind zwar nicht direkt Vorbilder, aber es bringt mir ja nichts, einzelnen Personen nachzueifern. Viel mehr nehme ich kleinere und größere Dinge von verschiedenen Kolleg*innen auf und bastele mir daraus die Logopädin, die ich gern sein würde – das ist dann mein stetig wachsendes Vorbild.

3 Welche Erwartungen haben Sie an sich selbst als Logopäd*in?

Meinen Patient*innen mit der Therapie bestmöglich zu helfen, Ihnen jedes Mal aufs Neue eine interessante Dreiviertelstunde bieten zu können und jeder Person freundlich und empathisch zu begegnen.

4 Wenn Sie an andere Berufe denken, die mit Menschen arbeiten: Was kennzeichnet die Logopädie?

Das Spektrum an Störungsbildern, die unsere Therapie abdeckt. Sowie der Umstand, dass wir uns der Kommunikation und damit dem Dialog zwischen Menschen verschreiben. Es ist so wichtig, dass jede Person in der Lage ist, sich ausdrücken und seine Gefühle, Gedanken und Absichten teilen zu können.

5 Welche berufliche Hoffnung haben Sie?

Ich wünsche mir, dass wir in dieser Zeit multipler Krisen zusammenhalten und unser Berufsbild sowohl erhalten als auch neuen Bedarfen anpassen. Manchmal nutzt ein Blick zurück, um Bewährtes, aber Vergessenes zurückzuholen, manchmal muss ein frischer Wind etwas Neues schaffen. Die Mischung macht es. Ich hoffe, dass wir einen gemeinsamen Weg finden aus beidem das Beste herauszuholen.

6 Was ertragen Sie in der Logopädie nur mit Humor?

Patient*nnen oder Eltern, die auf einen Therapieplatz warten und regelmäßig anfragen, wann es denn jetzt losgehen kann. Es ist schon schwer genug, dass es vielerorts absurd lange Wartezeiten gibt, doch ich denke jede Praxis tut ihr Bestes, um diese möglichst zu reduzieren. Da hilft ständiges Nachfragen nicht.

7 Macht Logopädie glücklich?

Mich schon. Wenn ich an vergangene und aktuelle Patient*innen denke, vermutlich die meisten von ihnen auch. Am schönsten ist es, wenn das gesagt wird und auch uns Therapeut*innen glücklich machen kann. Und wenn ich länger nicht meine Dosis an Kindersprachtherapie inklusive Spiel- und Quatschmachgehalt bekommen würde, wäre ich vermutlich schlechter drauf.

8 Wenn Sie die Macht hätten, die Ausbildungsordnung neu zu schreiben: Was würde auf jeden Fall darin stehen?

Das Thema planetare Gesundheit. Die Klima- und Umweltkrise mit ihren massiven Einflüssen auf alle Lebensbereiche ist viel zu wichtig und allumfassend, als dass sie kein fester Teil der Ausbildung sein kann. Wenn die planetare Gesundheit als Bestandteil der Diagnostik und Therapie in allen Störungsbildern und im Selbstverständnis als Therapeut*in innerhalb der Ausbildung aufgenommen und fest verankert wäre, würden wir damit den Bedarfen kommender Generationen von Logopäd*innen und Patient*innen viel mehr entgegenkommen als bisher. Veränderungen sind immer schwer, da ist es sinnvoll, diese von der Pike auf zu lernen.

9 Gibt es eine Frage, die alle Logopäd*innen mit Ja beantworten sollten?

Liegen dir Menschen am Herzen?

10 Wenn Sie sich für die berufliche Identität von Kolleg*innen interessieren: Welche Frage würden Sie stellen?

Warum bist du Logopäd*in geworden?

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