Theorie & Praxis
forum:logopädie Jg. 38 (1) Januar 2024

Auswertung kindlicher Erzählungen mit dem Narrative Scoring Scheme (NSS)

Darstellung am Fallbeispiel eines Jugendlichen mit Down-Syndrom
Isabel Neitzel & Birte Meier
Lesezeit: ca. 6 Minuten

Einleitung

Erzählungen sind allgegenwärtig und prägen das soziale Miteinander. Auch in der Schule kommt dem Erzählen eine hohe Bedeutung zu, da mündliche Erzählungen die Voraussetzung für ihre schriftliche Form darstellen (O‘Neill et al. 2004, Schelten-Cornish 2023) und beide Formen unterrichtsrelevant sind (Schniedermeier 2019). Die narrative Fähigkeit, ein spezielles Ereignis oder eine Geschichte in strukturierter Weise wiederzugeben, folgt einem konventionalisierten Vorgehen. Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen (SES) weisen häufig Störungen der Erzählfähigkeit auf (Siegmüller et al. 2012, Winters et al. 2022), sodass die Einschätzung der Erzählung eines Kindes – spätestens ab dem Schulalter – einen wichtigen Baustein der logopädischen Diagnostik darstellt. Grundlagen zur narrativen Entwicklung können Schulte-Busch &Neitzel (2021) entnommen werden.

Narrative Scoring Scheme (NSS)

Das NSS (Heilmann et al. 2010) ist ein Punktesystem zur Einschätzung von Erzählungen anhand von sieben Kategorien. Fünf Kategorien sind eher an makrostrukturellen Bewertungskriterien orientiert (Einleitung, Kohäsion, Schluss, Gemütszustand, Konflikt/Lösung), zwei sind mikrostrukturell ausgerichtet (Referenzierung, Charakterentwicklung). Für jede Kategorie können null bis fünf Punkte vergeben werden (max. 35 P.), wobei null Punkte einer fast vollständig fehlenden Leistung (z.B. Einwortäußerungen, Verweigerung) entsprechen. Ein Punkt stellt eine unausgereifte, drei Punkte eine sich entwickelnde und fünf Punkte eine ausgereifte Erzählleistung dar.

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