Eine Wegbereiterin für Therapeut*innen – ein Blick auf das Vermächtnis von Dr. Barbara Zollinger
In der Welt der Therapie und Logopädie gibt es Persönlichkeiten, deren Bedeutung weit über ihre eigene Arbeit hinausgeht und die eine nachhaltige Wirkung auf ihre Kolleg*innen haben. Eine solche Persönlichkeit ist Barbara Zollinger, deren Beitrag zur Entwicklung und Stärkung von Therapeut*innen von großem Wert ist. Zur Feier des 40-jährigen Jubiläums der entwicklungspsychologischen Sprachtherapie (EST) fand am 9. Mai 2024 der Zollinger Kongress der Firma Loguan in Ulm statt. Dieser Kongress war nicht nur eine Gelegenheit zur Fortbildung, sondern auch ein besonderer Moment des Abschieds, da Barbara Zollinger sich aus ihrer aktiven Arbeit weiter zurückziehen wird.
Barbara Zollingers herausragende Leistungen umfassen nicht nur die Erarbeitung des Therapiekonzepts zur Behandlung von kleinen spracherwerbsauffälligen Kindern. Eine weitere Besonderheit ihrer Arbeitsweise besteht darin anzuerkennen, dass es unmöglich ist, alles zu wissen. Sie vertritt die Überzeugung, dass es wichtig ist, „Hilfe von außen“ in Form von Fallbesprechungen und Supervision zu suchen. Durch gemeinsames Nachdenken über einen Fall können Schwierigkeiten gelöst, neue Lösungswege entdeckt und Perspektiven verändert werden. Der Austausch von Erfahrungen und das Teilen von Wissen unter Kolleginnen führen letztendlich zu einer verbesserten Qualität der Therapien.
Ein weiterer Fokus von Dr. Zollingers Arbeit lag auf der Erforschung der Rolle der Therapeut*innen und wie deren Selbstkonzept in ihrer Beziehung zum Therapiekind und dessen Bezugspersonen wirken. Indem sie sich intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzte, trug sie dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung der persönlichen Haltung und des Selbstverständnisses in der therapeutischen Arbeit zu schärfen.
In Zusammenarbeit mit Suzanne Walpen widmete sich Barbara Zollinger auch der Elternarbeit in der logopädischen Praxis. Inspiriert von den Prinzipien der Systemischen Beratung entwickelten sie konkrete Handlungsanweisungen für Therapeut*innen, um die Eltern effektiv in den Therapieprozess einzubeziehen. Diese praxisorientierten Ansätze trugen dazu bei, die Wirksamkeit der Therapie zu verbessern und die Eltern in ihrer Rolle als wichtige Unterstützer ihrer Kinder zu stärken.
Fortgesetzt wird diese Arbeit durch die Mitglieder der Gesellschaft für entwicklungspsychologische Sprachtherapie (GSEST), die sich im Jahr 2019 gegründet hat. Der Verein setzt sich aktiv für die Förderung, Verbreitung und Weiterentwicklung der entwicklungspsychologischen Sprachtherapie in den Bereichen Wissenschaft, Therapie und Beratung ein.
Das Vermächtnis von Dr. Zollinger erstreckt sich weit über ihre eigene Karriere hinaus und prägt weiterhin die Arbeit von Therapeut*innen und Logopäd*innen im deutschsprachigen Raum. Durch ihre Arbeit hat sie einen bleibenden Beitrag zur Weiterentwicklung des Berufsfeldes geleistet. Ihr Einsatz, ihre Hingabe und die Wertschätzung gegenüber der logopädischen Arbeit werden hoffentlich viele weitere Therapeut*innen inspirieren.
Hanna Schwanholt, Michèle Bauer und Antje Voß