Theorie & Praxis: Fragebogen
forum:logopädie Jg. 38 (2) März 2024

Fragen zur Logopädie

Brauchen wir eine gemeinsame Identität in der Logopädie? Und wenn ja: Was ist das Gemeinsame und Wesentliche in der Vielfalt? forum:logopädie stellt seinen Leser*innen Fragen zu ihrer Sicht auf die berufliche Identität in der Logopädie.
Lesezeit: ca. 3 Minuten
Edith Volmer

Wenn der Fragebogen Sie zum Antworten inspiriert, schreiben Sie gerne an redaktion@dbl-ev.de oder kommentieren den Fragebogen im Mitgliederportal wir.dbl-ev.de unter dem Schlagwort „Fragebogen“.

Edith Volmer ist seit 2010 Logopädin und arbeitet seit August 2022 in der Stiftung Aarhus in Gümligen, Bern, einer Institution für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Körper- und Mehrfachbeeinträchtigung. Von 2015 bis 2022 war sie Vorstandsmitglied des Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverbandes (DLV). Im Oktober 2023 hat sie das Certificate of Advanced Studies in Ess-, Trink- und Schlucktherapie bei Kindern an der Universität Zürich erfolgreich abgeschlossen.

1 Halten Sie sich für eine typische Logopädin? Warum oder warum nicht?

Nein. Für mich gibt es nicht die typische Logopädin. So unterschiedlich die Menschen sind, die diesen faszinierenden und facettenreichen Beruf ausüben, so verschieden sind die möglichen Berufsfelder, die individuellen Vorgehensweisen, die angewandten Methoden, das Aufbauen der Beziehungen und das persönliche Auftreten im beruflichen Umfeld.

2 Haben Sie logopädische Vorbilder? Und wenn ja, was schätzen Sie besonders?

Meine logopädischen Vorbilder stechen durch ihre Professionalität, ihre Erfahrung und ihre hohe fachliche Kompetenz heraus. Ich schätze es, wenn es Logopäd*innen im interdisziplinären Feld sowie im Gespräch mit den betroffenen Menschen und deren Angehörigen gelingt, herzlich und offen aufzutreten und gleichzeitig klar, prägnant und fachlich kompetent die logopädischen Beobachtungen sowie die daraus folgenden und notwendigen Therapieinhalte darzustellen.

3 Welche Erwartungen haben Sie an sich selbst als Logopädin?

Kompetent, professionell und menschlich aufzutreten und durch mein Fachwissen zu überzeugen.

4 Wenn Sie an andere Berufe denken, die mit Menschen arbeiten:Was kennzeichnet die Logopädie?

Jeder Beruf, in dem mit Menschen gearbeitet wird, hat seine Besonderheiten und seine unbezahlbar schönen wie auch seine herausfordernden Momente. An der Logopädie schätze ich besonders die selbstständige und individuelle Arbeit mit der betroffenen Person und den Angehörigen, wie auch die ebenso wichtige und zielführende interdisziplinäre Zusammenarbeit im therapeutischen und medizinischen Umfeld.

5 Welche berufliche Hoffnung haben Sie?

Dass die Wichtigkeit der Logopädie für Menschen von 0 bis 100 Jahren in der Politik und der Gesellschaft erkannt wird, die Logopädie die entsprechende Anerkennung im interdisziplinären Team erhält und die notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt werden. Sei dies in der Ausbildung, Forschung, Prävention, Diagnostik, Therapie sowie auch in der Nachbetreuung.

6 Was ertragen Sie in der Logopädie nur mit Humor?

Angehörige, Vorgesetzte und Politiker*innen, die die Wichtigkeit der Logopädie bei ausgewiesenem Bedarf nicht erkennen und auf das Motto setzen: Das kommt schon noch.

7 Macht Logopädie (Sie) glücklich?

JA! Die Arbeit mit den verschiedenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist ein Geschenk. Die betroffenen Menschen in der Kommunikation sowie in der sicheren und effizienten Nahrungsaufnahme zu unterstützen und in der Therapie individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen zu können, empfinde ich als Bereicherung in meinem Arbeitsalltag.

8 Meinen Sie, dass Sie ein gemeinsames Verständnis von Logopädie mit vielen Kolleg*innen teilen?

Ja. Das Verständnis, dass wir durch fundierte Diagnostik, individuelle und zielgerichtete Therapien planen und durchführen. Dadurch unterstützen wir Menschen von 0 bis 100 Jahren dabei, die Sprache (wieder) zu erlangen, (wieder) sicher und effizient Nahrung, Flüssigkeit und Speichel zu schlucken und verbessern dadurch die Lebensqualität der betroffenen Menschen.

9 Wenn Sie die Macht hätten, die Ausbildungsordnung neu zu schreiben: Was würde auf jeden Fall darinstehen?

Der medizinisch-therapeutische Bereich sowie das Wissen im Bereich der Unterstützten Kommunikation (UK) und der Arbeit mit Menschen mit einer Mehrfachbeeinträchtigung müssen in der Ausbildung viel stärker gewichtet werden. Daneben muss aus meiner Sicht zwingend auch die Positionierung der Logopädie in den Vordergrund gerückt werden. Wir Logopädinnen und Logopäden müssen uns unseres hohen fachlichen Wissens bewusst sein und dieses Bewusstsein in die Arbeitswelt und die Gesellschaft hinaustragen!

10 Gibt es eine Frage, die viele Logopäd*innen mit Ja beantworten sollten?

Investierst du dein Wissen und deine Berufserfahrung in den logopädischen Nachwuchs und übernimmst Teile der praktischen Ausbildung von Praktikant*innen?

11 Wenn Sie sich für die berufliche Identität von Kolleg*innen interessieren: Welche Frage würden Sie stellen?

Was zeichnet dich als Logopädin/ als Logopäden aus?

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