Theorie & Praxis: Fragebogen
forum:logopädie Jg. 38 (4) Juli 2024

Fragen zur Logopädie

Brauchen wir eine gemeinsame Identität in der Logopädie? Und wenn ja: Was ist das Gemeinsame und Wesentliche in der Vielfalt? forum:logopädie stellt seinen Leser*innen Fragen zu ihrer Sicht auf die berufliche Identität in der Logopädie.
Lesezeit: ca. 3 Minuten
Sabine Weyers

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Sabine Weyers ist seit 1982 Logopädin und arbeitete zunächst bei der Lebenshilfe. Später leitete sie eine eigene Praxis. Seit 1991 ist sie Lehrlogopädin an der staatlichen Berufsfachschule für Logopädie in Erlangen und dort seit 1998 die fachliche Leitung. Seit der Umwandlung in einen Studiengang ist sie Studiengangkoordinatorin und Lehrende im Bachelorstudiengang Logopädie an der FAU Erlangen. Berufsbegleitend hat sie 2016 an der TU Kaiserslautern das Masterstudium Erwachsenenbildung abgeschlossen.

1 Halten Sie sich für eine typische Logopädin? Warum oder warum nicht?

Ich bin eine typische Logopädin, weil ich in vielen Arbeitsgebieten der Logopädie gearbeitet habe – bei der Lebenshilfe, in eigener Praxis, in der Lehre einer Berufsfachschule und schließlich in einem Studiengang.

2 Haben Sie logopädische Vorbilder? Und wenn ja, was schätzen Sie besonders?

Vorbilder sind für mich die Kolleg*innen, die sich in der Lehre gleichermaßen mit der fachlichen Kompetenzentwicklung der Studierenden als auch im therapeutischen Bereich mit Modellen der Gesprächsführung, der Reflexionsfähigkeit, der Beziehungsgestaltung auseinandersetzen.

3 Welche Erwartungen haben Sie an sich selbst als Logopädin?

Dass ich Patient*innen und Studierenden mit Neugierde und Interesse begegne, versuche in der Therapie individuell die wissenschaftlichen Leitlinien flexibel umzusetzen und Studierende in ihrer therapeutischen Rollenfindung professionell begleite.

4 Wenn Sie an andere Berufe denken, die mit Menschen arbeiten: Was kennzeichnet die Logopädie?

Dass man in der gesamten Lebensspanne Patient*innen versorgt – vom Säugling bis ins hohe Alter – und dass man verantwortlich ist für die Kommunikationsfähigkeit dieser Menschen.

5 Welche berufliche Hoffnung haben Sie?

Dass die Politik endlich über die Zukunft der Logopädie entscheidet, dass das uralte Berufsgesetz von 1980 modernisiert wird, dass die Ausbildung hochschulisch wird und endlich der Ist-Stand der Logopädie als moderne Wissenschaft anerkannt wird.

6 Was ertragen Sie in der Logopädie nur mit Humor?

Mit bissigem Humor und einer Portion Resilienz ertrage ich das Verschieben der Entscheidung der Bundesregierung über unsere Zukunft – wobei sich der Humor so langsam in Wut darüber wandelt, dass unser Beruf so wenig Relevanz hat und dadurch so viele tolle Studierende und Lernende in der Logopädie im Hinblick auf akademische Wege im Stich gelassen werden und die Forschung, die gebraucht wird, verschleppt wird.

7 Macht Logopädie (Sie) glücklich?

Ja – unbedingt! Ich finde nach 40 Jahren logopädischer Arbeit meine Patient*innen immer noch spannend und liebe es, in der Lehre „meine“ Studierenden wachsen und reifen zu sehen.

8 Meinen Sie, dass Sie ein gemeinsames Verständnis von Logopädie mit vielen Kolleg*innen teilen? Wenn ja, welches? Und wenn nein, beunruhigt Sie das?

Ich denke, dass ich mit vielen Kolleg*innen das Verständnis für logopädische Arbeit teile – manchmal beunruhigt mich, dass Kolleg*innen sich vor der „Akademisierung“ fürchten bzw. diesen Weg nicht gehen wollen.

9 Wenn Sie die Macht hätten, die Ausbildungsordnung neu zu schreiben: Was würde auf jeden Fall darin stehen?

Wissenschaftliche Ausrichtung, Kompetenzen für einen Direktzugang, Interdisziplinarität von Beginn der Ausbildung an, Praxis der Logopädie mit Patient*innen, ethische Grundlagen und berufspolitische Aspekte.

10 Gibt es eine Frage, die alle Logopäd*innen mit Ja beantworten sollten?

Haben Sie die nötige Resilienz, sich Zeit Ihres Arbeitslebens mit Problemen zu beschäftigen?

11 Wenn Sie sich für die berufliche Identität von Kolleg*innen interessieren: Welche Frage würden Sie ihnen stellen?

Wie gelingt dir die therapeutische Selbstreflexion? Wie bringst du dich in die Berufspolitik ein?

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