Beruf & Verband
forum:logopädie Jg. 38 (5) September 2024

„Logopädisches Handeln nachhaltig gestalten“

Eindrücke vom 52. dbl-Kongress in Oberhausen
Lesezeit: ca. 4 Minuten
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Sonne und milde Temperaturen empfingen die ca. 750 Teilnehmenden des dbl-Kongresses in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen. Das diesjährige Schwerpunktthema – Nachhaltigkeit in der logopädischen Arbeit – wurde an zwei Tagen mit all seinen Facetten beleuchtet, diskutiert und eingeordnet. Die 1,5-stündige Kongresseröffnung bot gleich mehrere Highlights: Die Begrüßung der Ehrengäste und eine Einführung in das Kongressthema sowie seine Relevanz für und in der Logopädie übernahm dbl-Präsidentin Dagmar Karrasch.

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Danach folgte anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Evemarie Haupt eine Auflockerungseinlage durch Stimmübungen zum Mitmachen. Der von Ute Lichtwald und Karola Kopshoff gemeinsam angestimmte Kanon war ein willkommener Überraschungseffekt und trug erheblich zur guten Laune bei.

Was ist Nachhaltigkeit?

Nach der stimmungsvollen Eröffnung folgte die mit Spannung erwartete Keynote „Nachhaltigkeit – eine semantische Herausforderung“ von Prof. Dr. Robert Richter, der die dringend notwendige Beschäftigung mit dem Thema verdeutlichte.

Prof. Dr. Robert Richter (Hochschule Furtwangen und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) www.dirkbaumbach.de

Trotz aller pessimistischen Aussichten hinsichtlich der negativen Folgen des Klimawandels, wie bspw. der hohen Anzahl von Todesfällen infolge der Umwelteinflüsse wie Hitze oder Luftverschmutzung, betonte er, dass wir noch vieles beeinflussen können. Stellschrauben gebe es auch bei der ganz konkreten Berufsausübung. „Wir haben es in der Hand“ war sein motivierendes Credo.

Bemerkenswerte Forschungsarbeiten

Nach einleitenden Worten von Vizepräsidentin Antje Krüger wurden dann die beiden dbl-Wissenschaftspreise verliehen. Die Preisträgerinnen Jana Seidel (Nachwuchspreis) und Josephine Schomaker (Luise-Springer-Forschungspreis) wurden von ihren Laudatorinnen Jana Zang und Nathalie Frey mit sehr persönlichen und wertschätzenden Worten gewürdigt.

v.l.: Antje Krüger, Josephine Schomaker, Jana Seidel, Dagmar Karrasch www.dirkbaumbach.de

Nachhaltigkeit aus verschiedenen Richtungen betrachtet

Dass das Thema Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven sowie interprofessionell betrachtet werden kann und muss, wurde bei der von Dagmar Karrasch moderierten Podiumsdiskussion deutlich. Nachhaltigkeit im Blick zu behalten, hat – je nach Rolle – durchaus unterschiedliche Anforderungen und Ausrichtungen.

Auf dem Podium (v.l.): Prof. Dr. Robert Richter, Nele Pfitzner, Tanja Weskamp-Nimmergut, Nike Sonnentheil, Prof. Dr. Juliane Leinweber www.dirkbaumbach.de

Es war interessant zu erfahren, was Nachhaltigkeit im Einzelnen konkret bedeutet – für Logopäd*innnen, die die Möglichkeit haben, vulnerable Gruppen zu informieren und zu unterstützen, für Arbeitgeber*innen, die dafür sorgen, dass Mitarbeiter*innen nachhaltig gesund bleiben, für Hochschulen als Ort, an dem das Thema angeschaut und dafür sensibilisiert werden kann, oder für Institutionen und Berufsverbände, die durch ihre Gestaltungsmöglichkeiten und Multiplikatorenrolle Veränderungen bewirken können. Keynotespeaker Prof. Richter brachte es auf den Punkt: „Logopädinnen und Logopäden sind Teil des Systems. Es gibt viele Möglichkeiten, tätig zu werden, die Türen sind offen.“

Bewährtes und Neues

An beiden Kongresstagen konnten die Besucher*innen aus einem breit gefächerten Themenangebot ihr persönliches Kongressprogramm zu logopädischen Fachthemen zusammenstellen. Vorträge, (Aussteller-)Workshops, Posterpreisverleihung, eine Filmvorführung – das waren bekannte und gut besuchte Formate bei jedem dbl-Kongress.

Katharina Geier erhielt den Posterpreis 2024 für ihr Poster ‚Kinderbefragung zur therapeutischen Beziehung in der Logopädie mithilfe der Q-Methode‘ - Foto: v.l.: Maria Busch, Annika Hecht, Katharina Geier, Prof. Dr. Walter Huber, PD Annette Fox-Boyer PhD MSc dbl/K. Bens

Ganz neu in diesem Jahr war das Format „Speakers‘ Corner“. Das Angebot, in kurzen Sessions von maximal 20 Minuten miteinander ins Gespräch zu kommen, kam sehr gut an. Damit war ein geeigneter Raum zum Austausch über fachliche wie auch berufspolitische Themen (wie z.B. TI, Versorgungsvertrag, Masterstudiengänge oder die Beziehung zwischen Arbeitgeber*innen und Angestellten) geschaffen: Bundesvorstandsmitglieder stellten in einem kurzen Impulsvortrag ein Thema vor und in kleinem Kreis wurden dann – je nach Thema – Gedanken ausgetauscht, Ideen entwickelt sowie Wünsche und Erwartungen formuliert.

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Der neue Versorgungsvertrag sorgte für Diskussionsstoff. www.dirkbaumbach.de

Nachhaltigkeit – was bleibt hängen?

In den vielen Betrachtungen zum Thema, die beim dbl-Kongress vorgetragen und auch diskutiert wurden, kam man immer wieder auf den folgenden Grundsatz zurück: Nachhaltigkeit bedeutet, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen – auch im beruflichen Umfeld. Es geht darum sicherzustellen, dass die kommenden Generationen die gleichen Chancen haben und die Erde auch für sie ein lebenswerter Ort ist und bleibt.

Nachhaltigkeit heißt, auch die Bedürfnisse künftiger Generationen, wie die dieser vermutlich jüngsten Kongressbesucherin, mit einzubeziehen. www.dirkbaumbach.de

Get-together und Fußball – kein Widerspruch!

DAS hatte keiner vorausgesehen: Ausgerechnet am Abend der Get-Together-Party fand zeitgleich das EM-Eröffnungsspiel mit Deutschland gegen Schottland statt. Was tun? Kurzerhand organisierte das Orgateam im Nebenraum einen großen Bildschirm, Sitzgelegenheiten und eine kleine Bar, sodass alle Fußballfans das Spiel live verfolgen konnten. Nach dem 5:1 Sieg stießen sie dann gut gelaunt zu den vielen anderen Partygästen dazu, die sich zwar zwischendurch immer mal wieder nach dem Spielstand erkundigten, dann aber doch lieber wieder ins Tanzgeschehen eintauchten. So ging ein schöner erster Kongresstag zu Ende.

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5:1 gegen Schottland – das Ergebnis gab Grund zur Freude. www.dirkbaumbach.de
Für viele eine wichtiger Grund für den Kongressbesuch: das gemeisame Feiern am ersten Abend www.dirkbaumbach.de

2025 – willkommen in Bremen!

Im nächsten Jahr findet der dbl-Kongress vom 23. bis 24. Mai 2025 in der Hansestadt Bremen statt. Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen von Abstracts bis zum 23. Oktober 2024. Für 2025 geben wir kein Motto vor, sondern sind gespannt, welche Themenschwerpunkte Sie mit Ihren Beiträgen setzen. Erstmals ist das Format „interaktive Fallbesprechung“ dabei. Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen zu diesem Themenkomplex.

Weitere Informationen zum Call for Abstracts:

https://www.dbl-kongress.de/call-for-abstracts

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