Teilhabeorientierte Logopädie mit der ICF

Zusammenfassung. Mit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) und des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) sind die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit einer chronischen Erkrankung und einer hierdurch entstehenden Behinderung gestärkt worden. Die Gestaltung der Hilfen, Förderungen und Therapien im Medizin-, Sozial- und Bildungswesen haben sich verändert: Menschen mit Unterstützungsbedarf sollen nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen die für sie passenden Hilfen, Förderungen und Therapien bekommen, die ihnen Teilhabe nach ihren Vorstellungen ermöglicht. Dabei soll die ICF bzw. die ICF-CY (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen) zur Anwendung kommen. Das gilt auch für Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen. So liegt in der Logopädie der Zielfokus inzwischen auf dem Erreichen von Teilhabe durch Kommunikation und Schlucken. Die Anwendung der ICF hingegen stellt weiterhin eine große Herausforderung dar, weil sie als zu bürokratisch und aufwendig ohne scheinbar ersichtlichen Mehrwert erlebt wird. Eine Etablierung hat auch nicht nur in der Literatur und der Eingliederungshilfe stattgefunden, sondern vor allem Bereich von SPZs und Frühföderstellen. Im Rahmen der PART-CHILD-Studie, die von 2018 bis 2021 an 18 Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) in Deutschland durchgeführt wurde, hat ein multiprofessionelles Team ein Konzept für die Praxisanwendung der ICF entwickelt, erprobt und wissenschaftlich evaluiert. Die Erkenntnisse wurden in einem Schulungsprogramm inklusive Lehrbuch gebündelt. Die Essenz daraus für die Logopädie wird anhand eines Praxisbeispiels dargestellt.
Schlüsselwörter. ICF, Gesprächsführung, Teilhabe, Motivational Interviewing, PART-CHILD-Studie, partizipative Entscheidungsfindung
Summary. The UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities and the Federal Participation Act (BTHG) strengthened the participation and self-determination of people with chronic deseases and resulting disabilities. Assistance, support and therapy approaches in the medical, social and educational systems has changed: People with special needs should receive appropriate assistance, support and therapy according to their own wishes and needs, enabling them to participate as they wish according to ICF and ICF-CY (International Classification of Functioning, Disability and Health in Children and Youth). In speech therapy, focus is now on achieving participation through communication and swallowing. The application of the ICF, on the other hand, continues to pose a major challenge because it is perceived as too bureaucratic and time-consuming with no apparent added value. Establishment has also taken place not only in literature and integration assistance, but above all in the area of SPCs and early childhood education centres. As part of the PART-CHILD study, which was carried out at 18 social paediatric centres in Germany from 2018 to 2021, a multi-professional team developed, tested and scientifically evaluated a concept for the practical application of the ICF. The findings were bundled into a training programme including a textbook. The essence of the programme for speech therapy is presented using a practical example.
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