Therapieziele partizipativ bestimmen
Einleitung
Der Zielsetzungsprozess gilt zu Recht als „Schlüssel“ (Schliehe 2009, 127) oder „Kernelement“ (Wade 2009, 291) einer erfolgreichen (neurologischen) Rehabilitation. Dafür gibt es einige Gründe. Zu ihnen gehören, dass Therapieziele ein Arbeitsbündnis zwischen Patient*innen und Therapeut*innen schaffen, die Evaluation von Therapieergebnissen ermöglichen und Verhaltensänderungen motivieren (Kirk & Hennig 2014). Darüber hinaus ergeben sich aus den Zielen die Inhalte, Dauer und Methoden von Therapien (Beushausen & Grötzbach 2018). Der Zielsetzungsprozess erscheint damit als ein einfaches lineares Vorgehen: Zunächst werden (sprachliche) Defizite wahrgenommen, anschließend werden Ziele bestimmt, deren Erreichen dann bei Therapieende evaluiert wird.
Dieses Vorgehen ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. So geben Patient*innen beinahe stereotyp auf die Frage nach den Zielen ihrer Behandlung die Antwort, dass sie wieder gesund werden möchten. Auf die Nachfrage, was genau „gesund werden“ bedeutet, wird beinahe ebenso stereotyp geantwortet, dass alles wieder so werden müsse wie vor der Erkrankung (Grötzbach 2010, 2012). Die beiden vagen Antworten hinterließen bei Therapeut*innen in einer Studie den Eindruck, dass „viele Patienten nicht in der Lage sind, eindeutige, konkrete Ziele zu nennen bzw. sich später an die in den Aufnahmegesprächen festgelegten Zielsetzungen zu erinnern. (…) Viele Patienten würden nicht wissen, was sie wollten“ (Meyer et al. 2009, 132).